Ein britischer Tag im Park
Englische Lebensart unter alten BŠumen. Hunderte
kommen, um sich ein bisschen wie auf der Insel zu fŸhlen
LŸneburg.
Irgendwie glaubt man, William Wallace schaut
gleich vorbei, der Mann, der im 13. Jahrhundert fŸr Schottlands Freiheit gegen
England kŠmpfte. Schnulzig und kinoselig mit Mel Gibson in ãBravehartÒ erzŠhlt.
Die Insel, die sich mit einem ãBrexitÒ vom Kontinent lossagt, hat am Sonnabend
eine Botschaft im Kurpark eršffnet, das Motto: very british. Besonders gefŸhlig
spielen es die ãHamburg Caledonian Pipes and DrumsÒ, DudelsŠcke triumphieren
und klagen, Trommeln donnern dumpf. Hunderte Besucher hšren und schauen den 15
MŠnnern und Frauen zu, die in ihren Schottenršcken helfen, sich von der Ilmenau
zumindest musikalisch ein bisschen in die Highlands zu trŠumen.
Der LŸneburger Unternehmer Ed Minhoff hat das
Fest im Park organisiert, auch, um seinen Traum ein bisschen wahrzumachen: ãIch
wollte gern einmal zur Night of the Proms in die Royal-Albert-Hall. Aber man
bekommt ja kaum Karten.Ò Deshalb gehe das Musikspektakel unter anderem Namen
auf Reisen. Da es aber in LŸneburg keine Station mache, ãhabe ich selber etwas
unternommenÒ. Mit UnterstŸtzung aus der LŸneburger Wirtschaft stellte er den
britischen Tag auf die Beine: tagsŸber bummeln mit Attraktionen und Musik,
abends ein klassisches Konzert (siehe unten).
Es geht bunt zu: WŠhrend der nimmermŸde
HollŠnder Jan Baylon eine in blau gehaltene Queen malt, liest der nicht weniger
beschŠftigte Schauspieler Burkhard Schmeer ãGeschichten vom Paddigton-BŠrÒ.
Dazu gibt es Musik von Kullersteen und dem Stadtorchester, VorfŸhrungen von und
mit Hunden, auch Reiter geben sich die Ehre.
Umlagert sind britische Legenden aus edlem
Blech: etwa ein Rolly Royce Silver Dawn von 1951 mit sechs Zylindern. Wolfgang
und Nina Henschel stehen bewundernd davor. Er sagt: ãDas ist der Inbegriff
eines Luxusautos, die Kršnung.Ò Henschel ist seit Kindesbeinen Autofreund.
Allerdings hat er als Lkw-Fahrer in seiner Zugmaschine rund dreieinhalbmal so
viel PS unterm Bock wie der Rolls, nŠmlich 460 statt 130 PS.
Briten-Fan
Ed Minhoff ist zufrieden mit seinem Fest. Er hat tagsŸber GlŸck mit dem Wetter,
Hunderte GŠste streifen durch den Park. Er sagt: ãIch mšchte eine Wiederholung,
dann aber gern Ÿber zwei Tage. Dann kommen auch noch mehr Standbetreiber.Ò Der
Erlšs des Festes kommt einem wohltŠtigen Zweck zugute. ca
ãEin
britischer Tag im ParkÒ
LZ
vom 21. August 2017
Very
British am Sonnabend im Kurpark. Voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg.
Leider sehe ich nichts was €hnlichkeit mit einer BŸhne gehabt hŠtte. Dann ein Partyzelt
mit gešffneten Planen. Das muss die BŸhne sein. Naja, mehr ein Unterstand fŸr
das Orchester. Leider war die BŸhne fast ebenerdig, also sieht man die Akteure
nicht, es sei denn, man sitzt ganz vorne.
Der
Veranstalter hat mitgedacht, Tische und StŸhle aufgestellt. Von einer
Securityfachkraft werde ich informiert, dass diese PlŠtze VIP-GŠsten
vorbehalten sind. Der Abstand zur BŸhne erweiterte sich gefŸhlt auf Hunderte
Meter. Es wurde aber auf eine Videoleinwand verwiesen. FŸr 29 Euro wollte ich
die KŸnstler original erleben und nicht im Fernsehen. Dann trat der
Veranstalter auf und begrŸ§t die GŠste, sprich, die an den Tischen sitzenden
VIP`s.
Wichtig
war ihm noch darauf hinzuweisen, dass die Veranstaltung ohne die Sponsoren
nicht hŠtte durchgefŸhrt werden kšnnen. Er verga§ zu erwŠhnen, dass ohne die
zahlenden Besucher, die Veranstaltung ebenfalls nicht hŠtte stattfinden kšnnen.
Dann ging es los.
Die
Musiker gaben bei schlechter Akustik ihr Bestes. Nach zwei Stunden war es
vorbei. Alle verlie§en fluchtartig die SpielstŠtte. Was ist das Fazit? Es kann
sich um eine AuffŸhrung im Sinne eines Shakespear-Theaters gehandelt haben. Auf
den RŠngen das gemeine Volk. Im Parkett die Hautevolee. Die Damen grazil mit
den Diamanten klimpernd. Very Britsh.
Oder es sollte
aufgezeigt werden, wie sich im 19. Jahrhundert die GegensŠtze zwischen Upper
Class und Working Class anfŸhlten. Very British. Oder es war einfach das
piefige LŸneburg, das aufzeigt, wie sich eine kapital-orientierte Demokratie
auffŸhrt. Very Deutsch.
Paul
Walter Steffens, LŸneburg